Gespräche über Hunde
Im neuen Hundebuch „Gespräch über Hunde“ von Steffen Strohmenger, erschienen im Sinnreich & Schweitzer Verlag, berichten Halterinnen und Halter verschiedenster Hunderassen über Erfahrungen aus ihrem Alltag mit Hund.
Alltag mit Hund – Kontakte knüpfen
Leseprobe für große und kleine Hundefreunde
Steffen: Lernt man über den Hund eigentlich auch viele Leute kennen?
Johanna: Ich kenne so viele Menschen über den Hund. Da bin ich immer ganz platt. Ich bin ja auch selber kommunikativ. Mir macht das Spaß, mit den Leuten dann ein bisschen zu reden. Ich finde das toll. Also oft sprechen einen Leute an. Besonders als Siegfried einmal ein Bein gebrochen hatte. Er hatte so einen rosa Gehgips, und alle dann immer: »Ach, der arme Hund!«
Laura: Man kommt einfach mit ganz unterschiedlichen Leuten draußen in Kontakt. Es ist halt nett. So small talk unterwegs. Grad wenn man vormittags spazieren geht und eher so die älteren Leute unterwegs sind, oder andere Hundebesitzer. Ich meine, die Rheinländer sind ja eh sehr offen und kontaktfreudig.
Arthur: Es gibt im Internet so ein Doggenforum. Da sucht man halt irgendwelche Leute, die hier in der Nähe wohnen, die auch eine Dogge haben, dass man sich mit denen trifft. Dass unsere Doggen auch mal andere Doggen sehen.
William: Man wird öfter angesprochen, auch von vielen jungen Damen: »Oh, das ist aber ein schöner Hund. So einen wollte ich schon immer haben. Wie alt ist er denn? Darf ich den streicheln?« Ja, das kommt öfter vor. Oder du gehst in die Kneipe: »Will der Hund Wasser haben? Hier, wir haben einen Keks. Darf er den haben?« Wenn du ihn mit hast, macht es Spaß, total. Sonst sitzt du ja mit deinem Bier in der Ecke und keiner spricht dich an.
Johanna: Kinder kommen immer auf mich zu und wollen Siegfried streicheln oder füttern oder an der Leine spazieren führen. Das wollte ich ja als Kind früher auch immer so gerne, Hunde ausführen. Das war mir eine große Freude, mit einem Hund dreimal um den See zu rennen.
Bettina: Ich kenne durch den Hund einen Großteil der Nachbarschaft aus den Nebenhäusern, weil die Bodo einfach toll und exotisch finden. Es gibt ganz viele alte Leute, die ich fast jeden Morgen treffe. Und dann hält man einen kleinen Plausch. Die knuddeln dann die Hunde auch mal durch. Und da Bodo ja optisch so ein bisschen aus dem Rahmen fällt, werde ich auch sonst sehr oft angesprochen: »Was ist das denn für einer? Ist der nett? Darf man den mal anfassen? Sabbert der genauso viel wie in dem Film?«
Ruth: Also vorher kannte ich alle Leute, die Kinder haben und sich auf dem Spielplatz rumtrieben. Dann war mein Kind groß genug und ich musste Gott sei Dank nicht mehr auf den Spielplatz. Aber jetzt bin ich wieder in demselben Park mit allen Hundebesitzern zusammen. Da sind auch schon intensive Freundschaften entstanden. Man trägt das gleiche Leid, im Winter, bei Regen, steht da rum, wartet, dass die Bedürfnisse befriedigt sind, und dann quatscht man einfach miteinander. Ja, durch die Hunde, da lernt man eigentlich jeden kennen. Das ist eine schöne Sache. Man weiß alles über jeden in der Straße. Also der soziale Aspekt mit so einem Hund, der ist unglaublich.
Boris: Ich habe so viele Menschen über den Hund kennengelernt, also das ist unglaublich. Du hast immer gleich ein gemeinsames Thema. Also ständig, du lernst ständig Leute kennen. Und du lernst natürlich auch diese ganzen Hundegeschichten kennen. Die gehen dir manchmal auch auf den Sack. Also was der Hund kann und was der nicht kann, und wie das mit dem Durchfall ist, und dass die Bazillen in irgendeinem See nicht gut sind, so’n Zeug.
Eva-Marita: Man kriegt ganz viel Kontakt. Mit anderen Hundebesitzern sowieso. Und auch mit Nicht-Hundebesitzern: »Oh, ist die süß!« Oder: »Ach, ich hätte auch so gern einen.« Oder: »Wie alt ist die denn?« Man kriegt auch tausend Tipps, ob man sie hören will oder nicht. Man selber gibt ja auch tausend Tipps, ob die anderen sie hören wollen oder nicht. Na ja, dadurch, dass ich Hundephysiotherapeutin bin, kann ich schon ein paar mehr Tipps geben. Ich gucke natürlich bei den Hunden auf ihr Bewegungsmuster: Wie gehen sie? Was haben sie? Und spreche auch manchmal die Leute an: »Ihr Hund geht ein bisschen komisch, hat er was?«
Boris: Ich hab heute wieder Leute getroffen, die sind in meinen Laden gekommen, die haben gar nichts gekauft, die haben nur gesagt: »Sie haben doch so einen schönen Hund. Dürfen wir den mal sehen?« Dann habe ich den vorgeholt. Da haben die gesagt: »Ja, wir würden den auch nehmen, wenn Sie mal jemand bräuchten.« Also ich meine, wie naiv können Leute sein? Das ist so, als wenn du sagst: »Ach, Sie haben so ein süßes Kind. Kann ich das mal mitnehmen?«
Urte: Ich sag mal, bei Leuten, die einen Hund haben, ist das Thema »Vereinsamung« dann auch nicht so das Ding. Die sind dann mit dem Hund draußen und kommen mit anderen Leuten ins Gespräch, die mit ihrem Hund Gassi sind. Die kommen so überhaupt raus. Wer zieht sich schon die Jacke an und sagt: »So, ich gehe jetzt mal spazieren«? Hast du einen Hund, hast du immer einen Grund. Der muss ja raus. Und schon bist du draußen, bist unterwegs, knüpfst Kontakte, hockst nicht alleine in der Bude vorm Fernseher. Gut gegen Vereinsamung.
Ruth: Das ist speziell für ältere Menschen ganz wichtig. Ältere Menschen haben halt Zeit, sind oft isoliert, sind alleine, gerade hier in der Großstadt, und durch so einen Hund sind sie halt gezwungen rauszugehen, sich nicht zu sehr einzuigeln, und lernen automatisch andere Leute kennen, haben Kontakte zu Kindern, die mit den Hunden spielen wollen, zu Erwachsenen. Also das ist ein ganz großer sozialer Bereich, so ein Tier.
Urte: Ich denke mal, dass gerade die älteren Leute weniger schnell krank werden und auch weniger schnell psychisch erkranken und vor sich hinleiden und eben in diese Vereinsamung geraten, weil der Hund sie ja auch fordert. Selbst wenn die in der Wohnung sind, dann kommt der an und will mit dem Ball spielen. Und man hat ja auch Verantwortung. Man muss dem Hund was zu Essen besorgen. Man will den Hund ja auch verwöhnen. Dann gehst du bummeln, dann kaufst du was für den Hund. Und diese Heimtierindustrie bietet ja unglaublich viel Krempel an, an Körbchen, an Decken, an Spielzeug, an Hast-du-nicht-Gesehen.
Boris: Und was mich auch nervt, als Basco klein war, wenn dann ständig andere Leute ankommen: »Hach, ist der niedlich. Was ist denn das für eine Rasse?« Die haben den ja vom Boden hochgenommen. Also ich hab den an der Leine, da haben sich Leute gebückt und haben den Hund hochgenommen. Da bin ich ausgeflippt. Ich meine, das kannst du doch nicht machen. Ich hab die Leute angeschrien: »Was nehmen Sie da meinen Hund hoch? Lassen Sie den bitte wieder runter!«
Das 288 Seiten starke Buch mit der ISBN Nummer 978-3-946283-01-0 kann direkt beim Verlag oder bei Amazon bestellt werden. Die Leseprobe wurde uns vom Verlag zur Verfügung gestellt.
Keine Kommentare vorhanden